"Je m'appelle Franck, et en ce moment je suis peintre!"

Ab hier kommt nur noch Meer bis zur anderen Seite. Man hört das Rauschen und riecht das Salz in der Luft. Die Sonne brennt vom Himmel, denn es geht auf Mittag zu und kaum ein Wölkchen wagt sich auf die große Bühne. In der Ferne kann man die Silhouette von La Désirade erahnen, der Strand mit dem grobkörnigen Sand läuft im Schutz der Riffe sanft geschwungen aus und führt direkt zu den Klippen der Pointe des Châteaux.

Ein Ort, wie geschaffen für einen Maler. Aber ist er das wirklich? Franck sitzt da, an der östlichsten Spitze Guadeloupes, entspannt, aber doch konzentriert, nur seine Leinwand zwischen sich und der Kulisse. Im Moment ist er Maler, sagt er. Aber eigentlich ist er noch viel mehr. Seemann ist er auch - mit seinem kleinen Segelboot ist er aus Frankreich über den Atlantik gekommen. Auf dem lebt er jetzt, wenn er nicht gerade malt. Hierher zur Pointe des Châteaux kommt er um seine neuen Ideen zu testen, manchmal kann er Bilder an die Touristen verkaufen die vorbeikommen. Für die malt er mehr so Kleinigkeiten; Blumen und Orchideen, stilisiert oder wirklichkeitsgetreu, die Bucht mit Tim und Struppi - Tintin, wie man hier sagt, oder Spiderman an einer Palme. Manche dieser Gemälde wirken hier eher kitschig-skurril. Aber er malt auch große Bilder wie er sagt. Nur eben nicht hier...

Franck will sich nicht festlegen, er hat drei Leben in Einem. Neben dem Meer und dem Pinsel hatte er noch ein großes Kapitel in seinem Leben: Früher war er einmal ein Croupier. Aber nicht so einer in so einem kleinen Feld-Wald-und-Wiesen-Kasino, so wie hier auf den Inseln, wo man vor allem Roulette spielt. Nein, er hat in den großen und teuren Kasinos in Frankreich gearbeitet und viel Geld verdient. Mit Smoking! "Schwer vorstellbar, was?", lacht er. Fünfzehn Jahre lang hat er das gemacht, und für die Schönen und die Reichen die Karten gegeben. Gérard Depardieu zum Beispiel. Außerdem war er einmal mit einer Millionärstochter verheiratet. Einen Sohn hat er auch in Frankreich... Ob das Leben ein Spiel ist? "Pas tout à fait!" - "Nicht ganz!", meint er abwägend. Ein wenig aber doch, findet er: "Chaqu'un son jeu." - "Jedem sein Spiel." Für manche sei das Spiel vielleicht zu groß... Aber wenn man nichts wagt, kommt man auch nicht weiter. Und wenn alle beim Altbekannten geblieben wären, dann würden wir heute Amerika nicht kennen! Das sei wie mit den Frauen, meint er, die Unereichbarsten sind auch die Anziehendsten.

Man glaubt ihm jedes Wort seiner Geschichte, so wie er da sitzt, mit den Plastikschuhen, die Haut braungebrannt und voller Lebenslinien. Jetzt lebt er so, so dass ihn andere einen Bettler nennen würden sagt er. Er läuft überall hin, oder fährt per Anhalter, verkauft seine Bilder für ein Abendessen, und sucht die Inspiration in der Bucht die dem alten Kontinent am nächsten liegt. Nur festlegen will er sich nicht. Und so bleibt die Frage... Wer ist Franck?